Stress in jungen Familien

Als Paar sind wir nicht darauf vorbereitet, Eltern zu werden. Niemand hat es uns beigebracht. Als unbewusstes Vorbild dient die eigene Kindheit.
Plötzlich entsteht der Wunsch, ein Kind zu bekommen oder das Kind meldet sich von alleine an. Neun Monate später sind wir Eltern. Unser Leben ändert sich schlagartig. Vieles was vorher selbstverständlich war, hat überhaupt keinen Raum mehr. Das Kind beansprucht uns 24 Stunden. Seine kurzen Schlafenszeiten reichen nicht aus, den Tag zu organisieren und das zu erledigen, was zu tun ist. Es dauert eine Weile, bis unser Leben sich um dieses kleine Wesen neu organisiert hat. Faszinierender Weise entsteht direkt nach der Geburt eine so starke Anbindung, dass wir dies selbstverständlich alles in Kauf nehmen. Aber es bleibt gewöhnungsbedürftig und im Grunde genommen bereitet uns niemand darauf vor. Niemand erzählt uns von dem Stress der anfänglichen Zeit. Wir werden ins kalte Wasser geworfen. Wir dürfen als junge Familie schwimmen lernen.
Jedoch schon nach wenigen Monaten bietet unser gesellschaftliches System uns eine Unterstützung an und wir können das kleine Wesen schon ganz früh in eine staatliche Aufbewahrung geben.
Früher war es üblich, ein Kind bis zu drei Jahren erstmals selber zu versorgen. Heute ist es gar nicht mehr vorgesehen.
Zugegeben, viele von uns wollen oder müssen ihr Kind schon frühzeitig abgeben. Obwohl die Forschung in der Kinderpsychologie bewiesen hat, wie wichtig eine enge Anbindung an eine feste Bezugsperson in den ersten drei Jahre des Kindes ist, um keine psychischen Schäden davon zu tragen, handeln weder wir noch die Gesellschaft danach. Der psychologische Stress für Eltern und Kind, der dadurch entsteht, wird meist unterdrückt. So sind die Schäden der fehlenden Anbindung vorprogrammiert.
Warum geben wir unsere Kleinkinder einfach in fremde Obhut? Viele vor uns haben das Gleiche erlebt und geben ihre eigenen Erfahrungen unbewusst weiter. Sie kennen es nicht anders. Andere von uns wollen auf die Ausübung ihres Berufes nicht verzichten.
Unsere westlichen Gesellschaften unterstützen diese frühe Abgabe und dadurch Früherziehung der Kinder. Es ist in ihrem Interesse, daß Vater und Mutter arbeiten.
So wird es zu einer Gratwanderung zwischen dem Wohl des Kindes, den gesellschaftlichen Interessen und dem eigenen Wohl.
Können wir es überhaupt richtig machen? Natürlich geben wir als Eltern unser Bestes in der jeweiligen Situation, um es gut zu machen. Aber ob es letztendlich das Richtige für unser Kind ist, wissen wir nicht und wir können es in der jeweiligen Situation auch gar nicht abschätzen.
Im Nachhinein hat immer irgendetwas gefehlt. Im Nachhinein fühlen wir uns oft schuldig, nicht anders gehandelt zu haben. Im Nachhinein hätte aus Sicht unserer erwachsenen Kinder vieles anders sein müssen. Im Nachhinein hat das Leben sich einfach gelebt.
Solange wir als Einzelner und als Gesellschaft kein Bewusstsein für die frühkindlichen Prozesse entwickeln, bekommen unsere Kinder die entsprechenden Prägungen. Vielleicht kann man sagen, dass ihre und unsere Seelen sich genau das ausgesucht haben, um zu wachsen und bestimmte Erfahrungen zu machen.
Kann uns das als Eltern trösten? Vielleicht!
Würden wir alles noch einmal genauso machen? Nein, denn wir haben durch diese Erfahrungen ein tieferes Bewusstsein für die Zusammenhänge entwickelt.
Jedoch kann niemand im Voraus genau planen, wie unsere Elternschaft verlaufen wird und was das Leben mit sich bringt.

Stress in young families As a couple, we are not prepared to become parents. No one has taught us. Our own childhood serves as an unconscious role model.
Suddenly, the desire to have a child arises or the child announces itself on its own. Nine months later we are parents. Our life changes abruptly. Many things that were previously taken for granted no longer have any place at all. The child demands 24 hours of us. His short bedtimes are not enough to organize the day and to do what needs to be done. It takes a while for our lives to reorganize around this little being. Fascinatingly, such a strong bond develops right after birth that we take it all in for granted. But it takes some getting used to and basically no one prepares us for it. No one tells us about the stress of the initial period. We are thrown into the deep end. We are allowed to learn to swim as a young family.
However, after only a few months our social system offers us a support and we can put the little being into a state custody very early.
In the past, it was common to take care of a child by ourselves for the first time up to the age of three. Today, it is not provided at all.
Admittedly, many of us want or need to give up our child at an early age. Although research in child psychology has proven how important it is to have a close connection to a permanent caregiver during the child's first three years in order to avoid psychological damage, neither we nor society act accordingly. The psychological stress for parents and child that this causes is usually suppressed. Thus, the damage of the lack of connection is pre-programmed.
Why do we simply place our young children in the care of others? Many before us have experienced the same thing and unconsciously pass on their own experiences. They don't know any different. Others of us do not want to give up the practice of our profession.
Our Western societies support this early giving and thereby early education of children. It is in their interest that father and mother work.
So it becomes a balancing act between the welfare of the child, the interests of society and our own welfare.
Can we even do it right? Of course, as parents, we do our best in each situation to do it well. But whether it is ultimately the right thing for our child, we don't know and we can't even assess it in the respective situation.
In hindsight, there was always something missing. In retrospect, we often feel guilty for not having acted differently. In retrospect, many things should have been different from the point of view of our adult children. In hindsight, life has simply lived itself.
As long as we as individuals and as a society do not develop an awareness of early childhood processes, our children will receive the appropriate imprints. Perhaps it can be said that their souls and ours have chosen just that, to grow and have certain experiences.
Can this comfort us as parents? Perhaps!
Would we do everything the same way again? No, because we have developed a deeper awareness of the connections through these experiences.
However, no one can plan in advance exactly how our parenthood will go and what life will bring.